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Die Bauarbeiten zur Sanierung und Erweiterung der Kita der Elisabethgemeinde haben bereits begonnen. Foto: Rebekka Neander

Kirchen-Kita: Eine Million Euro teurer

Langenhagen. Es liest sich wie ein schlechtes Drehbuch: Eine in die Jahre gekommene Kita muss dringend saniert werden. Das Dach ist undicht, die Räume sind zu klein, und die Stromversorgung ist nur noch grenzwertig belastbar. Doch dann kommen eine „sehr lange Planungs- und Genehmigungsphase“, ein kranker Architekt, spät entdeckte Schadstoffe, unterschätzte Logistik und ein – im Rückblick – diskussionswürdiger Ratschlag. Unterm Strich kostet der Bau nun gut eine Million Euro mehr als geplant.

Tragen muss diese Summe die Stadt Langenhagen. Der Jugendhilfeausschuss hat dem Ersuchen der Gemeinde einstimmig zugestimmt. Denn so unangenehm die Entwicklung auch sein mag: Wirklich verhindern hätte die Gemeinde die Kostenexplosion auf letztlich 3,45 Millionen Euro und damit um rund die Hälfte des Ursprungspreises wohl nicht. Zudem hat sie einen Katalog an Einsparungen vorgelegt, um neben den Baukosten auch die laufenden Ausgaben der Stadt zu mindern.

Kette unglücklicher Umstände

Das ganze Dilemma aufzufächern fiel Pastorin Bettina Praßler-Kröncke zu. Auf gut drei Seiten führt sie in dem bei der Stadt Anfang April eingereichten Zuschussantrag an, wie die Verkettung unglücklicher Umstände ihren Lauf nahm. Durch die Erkrankung des ursprünglich beauftragten Architekten zog sich schon die Planung sehr lange hin. Die Gemeinde tat sich schwer damit, das Büro zu wechseln, entschloss sich jedoch im März 2019 zu diesem Schritt. Damit verbundene erneute Untersuchungen offenbarten eine deutlich größere Schadstoffbelastung des Altbaus als zuvor angenommen. Das Pech verfolgte die Gemeinde bis ins letzte Detail: Selbst der eigentlich geplante Anschluss für den Baustrom reichte nicht aus und musste neu angesetzt werden.

Zu Beginn der Planung im März 2017 hatte die Gemeinde mit der Stadt über ein Investitionsvolumen von 2,24 Millionen Euro verhandelt. Schon damals hatte sich Langenhagen aus Eigeninteresse verpflichtet, die kompletten Baukosten zu übernehmen. Zum einen weicht dies in Summe kaum von der Unterstützung anderer freier Träger ab (anstelle der Baukosten geht es alternativ um einen erhöhten Betriebskostenzuschuss), zum anderen – so heißt es jetzt auch in der Stellungnahme der Verwaltung – könne die Stadt auf diese Kita nicht verzichten. Im Gegenteil: Gerade an diesem Standort, in dessen Nähe auch viele Familien in finanziell schwierigen Situationen lebten, wachse der Bedarf stetig. Deshalb ist mit der Neugestaltung die Erweiterung der Kita um Krippenplätze sowie eine integrative Gruppe geplant.

Gemeinde hat Sparvorschläge

„Äußerst unangenehm“ ist Praßler-Kröncke der April-Brief an die Stadt jedoch auch deshalb, weil die Gemeinde im März 2019 nach der Übernahme durch den neuen Architekten bereits um eine Erhöhung des Zuschusses um seinerzeit rund 300.000 Euro ersucht hatte. Damals ging es um Schadstoffbelastungen und den zu verlegenden Baustromanschluss. Um angesichts der stark belasteten Baubranche eine Chance auf Handwerksfirmen zu wahren, vertagte die Gemeinde zudem ihre Ausschreibungen auf Anfang 2020. Das hat sie nun kalt erwischt: Die zu erwartenden Baukosten würden aufgrund der einmal mehr „inflationären Kostenexplosion im Bausektor deutlich höher ausfallen“.

Um die Kosten zu drücken, hat die Gemeinde ein Bündel an Vorschlägen unterbreitet. Dazu zählt die Schließung der Hortgruppe im Sommer 2024 parallel zur Fertigstellung der Ganztagsbetreuung in der nahe gelegenen Hermann-Löns-Grundschule. Sollten sich die dortigen Arbeiten verzögern, könne die Kita dies mit einer Interimslösung auffangen.

Dies beruhigte jetzt auch den Jugendhilfeausschuss, der sich dem Beschlussvorschlag der Verwaltung einstimmig anschloss. Die Stadt spart damit nach Ende der Gruppe jährlich 118 000 Euro an Betriebskostenzuschüssen. Zudem werden die neuen Kita-Bereiche keinen Keller erhalten, anstelle der Holzfenster rücken jene aus Kunststoff, für das Dachgefälle verwendet die Gemeinde nun Fertigdämmteile. Außerdem soll zu einer Spendenaktion aufgerufen werden.

Der Rat beschließt endgültig über die Baukosten in seiner Sitzung am Montag, 11. Mai, 18.15 Uhr, in der Aula des Schulzentrums. Zu Beginn und am Ende der Sitzung sind Fragen an Politik und Verwaltung möglich.

Quelle: Nordhannoversche Zeitung, Rebekka Neander

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