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Eine Frage der Prioritäten

Langenhagen (ok). Haben alle vier gleichermaßen überzeugt oder keiner so richtig? Das sei einmal dahingestellt, auf jeden Fall war das Ergebnis einer Abstimmung unter den Elternvertretern knapp: 15 Stimmen für Rainer Fredermann (CDU), 14 für Christiane Hinze (FDP), 11 für Mareet Westphely (Grüne) und 10 für Marco Brunotte (SPD). Das Quartett hatte sich einer Diskussion zum großen Thema Kinderbetreuung gestellt, der ebenfalls eingeladene Vertreter der Verwaltung war allerdings nicht gekommen. Besonders Marco Brunotte wurde in der Krippe der Arche an der Kananoher Straße in Kaltenweide scharf attackiert. Zum Hintergrund: Die Krippe wird wie der gegenüberliegende Kindergarten vom Trägerverein FEBEL betrieben, und der wurde wegen seiner kirchlichen Werte-Orientierung 2008 von SPD und Grünen abgelehnt; musste sich die Finanzierung des Kindergartens vor Gericht erstreiten. Jetzt geht es um Investitionskosten für einen Erweiterungsbau, die ebenfalls noch auf dem Prüfstand stehen. Mutter Natalia Kohls warf Brunotte und seiner Partei vor, ein "Feindbild" zu schüren. Der machte jedoch deutlich, dass er den Bedarf sehe und auch das Konzept anerkenne, einzig und allein die Finanzierung müsse noch geklärt werden. Das war aber nur ein "Nebenkriegsschauplatz". Weg vom etwas kämpferischen Jargon, zurück zur eigentlichen Diskussion, bei der vor allen Dingen die Frage aufkam, ob sich nur finanzstarke Kommunen gute Betreuung und Bildung leisten könnten. Rainer Fredermann stand da etwas allein auf weiter Flur. Der Christdemokrat aus Wettmar musste sich den Vorwurf gefallen lassen, dass in einer so wohlhabenden Stadt wie Burgwedel manches einfacher zu realisieren sei. Das ließ Fredermann nicht auf sich sitzen, für ihn sei das Ganze eine Sache der Priorität und eine Schwerpunktsetzung im entsprechenden Haushalt.
Einig waren sich alle, dass die Kinder Ruhe und Erholung bei der Entwicklung brauchen, Druck falsch sei und jedes Kind optimal gefördert werden müsse. Marco Brunotte verwies auf das Volksbegehren für Kitas mit hohen Quantitätsansprüchen in Sachen Plätze und Gruppengröße, aber auch hohen Qualitätsstandards, etwa, was die Sprachförderung angeht. Eine der Kernaussagen der Volksinitiative: Je kleiner die Kinder sind, desto personalaufwändiger ist die Arbeit. In Zahlen: Eine Krippenerzieherin könne sich um drei bis vier Kinder gut kümmern; eine Horterzieherin um sieben bis acht.
Für die Liberale Christiane Hinze aus Isernhagen sind diese Ziele allerdings nicht im Hau-Ruck-Verfahren zu erreichen, das könne nur schrittweise vonstatten gehen. Hinze: "Jeder, der schon mal Kindergeburtstag gefeiert hat, weiß, wie stressig der Job der Erzieherin ist." Eine Kindergartengruppe auf 20 Mädchen und Jungen zu reduzieren sei schon ein Erfolg.
Marco Brunotte machte deutlich, dass das Land mehr in die Pflicht genommen werden müsse, in den Jahren von 2008 bis 2013 habe Niedersachsen von insgesamt 200 Millionen Euro bei der Finanzierung nur zehn Millionen Euro übernommen, 190 Millionen der Bund. Und Mareet Westphely, Grüne aus Hannover, fügte noch an: Die Rechnung in Sachen Betreuungsgeld gehe keinesfalls auf; die Kinder, die dann eigentlich in eine Einrichtung gehen sollten, blieben dann zu Hause.
Für Christiane Hinze wird sich die Gesamtsituation in den kommenden Jahren entscheidend ändern, der Fachkräftemangel sei eklatant, die Bezahlung aber vergleichsweise schlecht. Das Land müsse die Kosten der Ausbildung wie bei den Pflegeberufen teilweise übernehmen.
Waltraud Dachwitz, Leiterin der Arche, untermauerte das Problem mit Zahlen: Auf insgesamt 15 Plätze kamen 86 Anmeldungen, auf sieben Kita-Plätze 62.
Eine Aufstockung der Arche käme die Kommune mit Sicherheit billiger als eine mögliche Klagewelle der Eltern, die ihren Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab dem Jahre 2013 durchsetzen wollen.
Bleibt noch die Frage nach der Kindergartenpflicht, bei der sich wieder alle einig waren. Der Tenor: Die Eltern seien mündig genug und könnten ganz allein entscheiden, welche Art der vorschulischen Betreuung die beste für ihren Sprößling sei.

Quelle: Langenhagener Echo

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